10.08.2014 Meine Meinung dazu:

 
Die Sparkasse LeerWittmund schließt Filialen ...
 
Früher hieß sie Kreis- und Stadtparkasse, heute Sparkasse LeerWittmund. Früher war sie kommunalpolitisch in Kreis und Stadt integriert, hatte ein dichtes Netz von Nebenstellen, kundennah und bürgerfreundlich. Das war einmal.
Heute ist im Landkreisgebiet eine dramatische Schließungswelle im Gange. Die Filialen Ditzum, Ditzumerverlaat, Wymeer, Collinghorst, Warsingsfehn, Veenhusen, Hollen und Neuharlingersiel werden aufgegeben. In der Stadt Leer  folgt nach der Schließung der Nebenstelle in der Weststadt nun auch Bingum. Es ist zu befürchten, dass es in Leer auch bald die Nebenstellen Steinburgsgang, Königsstraße, Hoheellern und zuletzt wohl auch Heisfelde und Loga trifft. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man die Salamitaktik der Sparkasse als Leser verfolgt.  Bleiben werden vermutlich die kostengünstig zu betreibenden Terminals bei den multi-Märkten und beim Emspark. 
Wieso nun ändert sich das jetzt so dramatisch? Die Sparkasse LeerWittmund, wie sie sich heute nennt,  ist nicht nur im Stadt- und Kreisgebiet Leers tätig. Sie ist heute in großen Teilen ostfrieslandweit unterwegs. Dafür wird z.Zt. ein riesiges Sparkassengebäude mit Zentralfunktionen für ganz Ostfriesland in Leer gebaut. Das hat nach ihrer Auffassung zur Folge, daß Resourcen in der Fläche abgebaut werden. Oder ist das nicht so?
Damit einher geht jetzt eine andere Geschäftsphilosophie. Nicht mehr die Kundenberater, sondern Betriebswortschaftler haben das Sagen übernommen. Die Sparkasse sieht sich nach meiner Auffassung heute nicht mehr primär als Dienstleistungsunternehmen vor Ort, das kundennahe und damit bürgerfreundlich arbeitet. Sie versucht vielmehr, es den Banken in den Großstädten der Welt gleichzutun, setzt vorrangig auf Wirtschaftlichkeit und Profit und damit einhergehend auf Zentralität und auf Gigantismus. Das uns das erst kürzlich eine Bankenkrise beschert hat, wird negiert.Man entfernt sich mehr und mehr vom überlieferten Geschäftsprofil und den Interessen seines alten Kundenstammes: Die Kleinkunden, die Rentner und damit auch die älteren Mitbürger stehen nicht mehr im Mittelpunkt des geschäftlichen Interesses. Auch der kleine Mittelständler, der Kaufmann und der Freiberufler sind scheinbar nicht mehr so wichtig (von dieser Kundengruppe wird es wohl keine Einwände geben. Denn wer will es sich schon mit der Sparkasse verderben, wenn es um eigene Kreditlinien u.ähnl. geht). Wichtig ist nur noch die Umsatzmaximierung, sind Anlagen, die Rendite bringen. Geld machen, ist die Devise der heutigen Bänker. Rationales betriebswirtschaftliches Denken, das ja durchaus sinnvoll sein kann, wird nicht mehr in Einklang gebracht mit den Bedürfnissen und Wünschen aller Kunden.
 
Nun hat die Sparkasse LeerWittmund ja noch immer einen Verwaltungsrat, in dem Politiker sitzen, die eigentlich die kommunalen Interessen vertreten sollen. Sie sollen eben nicht nur den Profit für die Sparkasse absegnen, sondern sich für Bürgerinteressen einsetzen, kommunale Bürgerinteressen. Wenn man die Schließungswelle der Nebenstellen sieht, muß man zu dem Ergebnis kommen, dass diese Bürgervertreter das nicht mehr so sehen. Sie lassen sich vereinnahmen, gehen den Weg des geringsten Widerstandes, stimmen allem einsdtimmig zu, lehnen sich nicht einmal gegen den Maulkorb auf, den die Bänker ihnen verpasst haben.
 
Dazu passt ein Satz, den der Schriftsteller Ingo Schulze dazu kürzlich sagte: „Nicht die Börsianer sind daran schuld, sondern wir, die wir wieder jene Politiker wählen, die das unterbinden, noch selbst außerparlamentarisch stark genug sind, um das zu verhindern.“ Es nützt nichts, auf die Bänker zu schimpfen. Diese sind schließlich nicht von uns gewählt und setzen ihre betriebswirtschaftliche Sicht der Dinge durch.
Wir müssen über die dafür vorgesehenen Gremien dagegen etwas tun, jeder für sich oder in der Gemeinschaft. Es ist daher gut, daß mehr als einhundert Bingumer dem Aufruf der engagierten Ortsbürgermeisterin Bärbel Bieder folgen und auf die Straße gehen. In anderen Gemeinden ist es in Ansätzen ähnlich. Es ist zu begrüßen, daß die Gemeindevertretungen verschiedener betroffenen Gemeinden zu Sondersitzungen zusammenkommen, um zu retten, was noch zu retten ist.  
Es ist gut, daß die Fraktionsvorsitzende in Niedersächsischen Landtag, Frau Modder, sich mit drastischen Worten vor ihre Rheiderländer Mitbürger stellt. Es ist allerding nicht gut, wenn sie jetzt schon wieder zurückrudert und nur auf Gespräche setzt. Das ist schon ein Schritt in Richtung nachgeben und schlucken. Nein, sie muß die Schließung eindeutig ablehnen und politischen Druck aufbauen, damit es zur Rücknahme des Verwaltungsratsbeschlusses kommt.
Herr Bramlage, Vorsitzender des Verwaltungsrates, den ich an sich sehr schätze, hat mich enttäuscht. Nach seiner Auffassung sei derr Beschluß gefaßt worden, "weil man sich der Verantwortung für die wirtschaftliche Zukunft der Sparkasse bewußt sei". Das ist eine Worthülse. Richtig ist, daß  die ausreichende und kundennahe Versorgung der Bevölkerung, besonders der älteren und nicht so mobilen, abgebaut wird. Und das kann ein Landrat nicht gut heißen.
Wir müssen der Sparkasse deutlich machen, dass wir diesen Weg der Kapitalintensivierung nicht mitgehen. Die Verwaltungsratsmitglieder, soweit sie von den Kommunen entsandt wurden, sind nicht dem Bankenvorteil verpflichtet, sondern ihrem Gewissen und müssen die Interessen der Bürger vertreten, die sie gewählt haben – und sie müssen dem Bürger Rede und Antwort stehen, nicht diese Geheimniskrämerei mitmachen, sich von der Sparkasse keinen Maulkorb umbinden lassen.
Es wird Zeit, dass endlich Zahlen auf den Tisch kommen und die Hintergründe dieses Sparkassenhandelns öffentlich gemacht werden. Für den hohen zweistelligen Millionenbetrag, den der pompöse Neubau am Denkmalsplatz in Leer kostet, hätte man für viele Jahre die Nebenstellen erhalten können. Leider haben die Politiker auch damals dem Neubau zugestimmt und tragen damit Mitverantwortung für den Superbau. Das darf doch nicht immer so weitergehen!
Zusammengefaßt müssen wir über die Parteien Druck machen und eine Beendigung der Filialschließungen fordern. Mit Rücknahme des jetzigen Verwaltungsratsbeschlusses.
Und wenn wir es ernst meinen und alles nichts nutzt, müssen wir unser Konto bei der Sparkasse kündigen. Es gibt schließlich noch andere Banken, die weiterhin Nebenstellen in der Stadt und im Umland betreiben.
Berend Schröder
Leer - Heisfelde